Die Geschichte der Glocken

Für die Pfarrkirche Pyrbaum können zwei erste Glocken mit den Gießjahren 1890 und 1899 nachgewiesen werden. Ob diese beiden Glocken den Kirchenbrand des Jahres 1900 überlebt haben, oder ob sie durch das Feuer zerstört wurden, darüber kann nach derzeitigen Stand der Recherche keine endgültige Aussage getätigt werden (Eventuell kam es im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Kirche zum Kauf einer oder zweier Glocken des Eichstätter Glockengießers Martin Kopfmüller.).

Sicher dürfte dagegen sein, dass zu Beginn des ersten Weltkrieges zwei Glocken im Turm der 1900/1901 neu erbauten Pfarrkirche hingen. Sicher ist auch, dass eine dieser beiden Glocken in den letzten Kriegsjahrenabgeliefert werden musste .

Diese im Glockenensemble entstandene Lücke konnte 1928 geschlossen werden, und zwar durch den Kauf dreier neuer Glocken der Regensburger Gießerei (Karl?) Hamm. Die noch vorhandene "alte" Glocke wurde in diesem Zusammenhang evtl. eingeschmolzen.

Am 19. Februar 1942 mussten erneut zwei Glocken abgeliefert werden - wie auch bei ca. 50.000 weitere deutsche Kirchenglocken während des zweiten Weltkrieges. Sie sind mit großer Wahrscheinlichkeit zerschlagen und eingeschmolzen worden. Lediglich das kleinste Instrument durfte auf dem Turm verbleiben.

1954 entschloss sich die Kirchenstiftung zum Kauf neuer Glocken der Heidelberger Gießerei Friedrich Wilhelm Schilling. Diese drei Instrumente sind in Ihren Tönen sauber auf die Glocken der benachbarten evangelischen Kirche abgestimmt.
Die zu diesem Zeitpunkt noch vorhandene Hamm-Giocke wurde zur Finanzierung des Projektes nach Allersberg verkauft. Sie hängt dort vermutlich in der Nebenkirche Allerheiligen.

1968 kam der Wunsch auf, das Geläute zu elektrifizieren, d. h. vom händischen Antrieb der Glocken mittels Zugseil auf elektrische Läutemaschinen umzustellen. Zur technischen Realisierung dieses Vorhabens war zudem die Beschaffung von neuen Jochen, Klöppeln, und einem neuen Glockenstuhl aus verzinktem Stahl notwendig.

Aus fachlicher Sicht gesehen verfügt die Pyrbaumer Pfarrkirche seither über ein klangschönes Glockenensemble, dass aber aufgrund seiner Größe von Haus aus mit gewissen Problemen behaftet ist.

Christus-Glocke

Gießer/Gussjahr
Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg / 1954

Schlagton/Durchmesser/Gewicht:
g' / 1.025 mm / 734 kg

Inschrift auf der Vorderseite der Schulter
+ O REX GLORIAE / CHRISTE / VENI CVM PACE
(dt.: O König der Herrlichkeit, Christ, komm mit Frieden.)

Inschrift auf der Rückseite über der Schärfe
+ PYRBAUM / ANNO MARIANO 1954 +
(dt.: Pyrbaum, im marianischen Jahr 1954.)

Zier
Helmut Waldherr, Heidelberg

Marien-Glocke

Gießer/Gussjahr
Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg / 1954

Schlagton/Durchmesser/Gewicht:
a' / 913 mm / 506 kg

Inschrift auf der Vorderseite der Schulter
+ SANCTA MARIA / MATER NOSTRA DOLOROSA / PROTEGE NOS
(dt.: Heilige Maria, unsere schmerzhafte Mutter, beschütze uns.)

Inschrift auf der Rückseite über der Schärfe
+ PYRBAUM / ANNO MARIANO 1954 +

Zier
Helmut Waldherr, Heidelberg
 

Josef-Glocke

Gießer/Gussjahr
Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg / 1954

Schlagton/Durchmesser/Gewicht:
c'' / 760 mm /291 kg

Inschrift auf der Vorderseite der Schulter
+ IPSE SALVUM FACIET POPULUM SUUM A PECATIS EORUM
(dt.: Dieser wird sein Volk erlösen von seinen Sünden.)

Inschrift auf der Rückseite über der Schärfe
+ PYRBAUM / ANNO MARIANO 1954 +

Zier
Helmut Waldherr, Heidelberg

Glockenrenovierung

Damit die Glocken der katholischen Pfarrkirche wieder gemeinsam erklingen konnten, waren ab dem Jahr 2014 Spenden gefragt. Stets hatten die Glocken von Mater Dolorosa in den letzfen 6o Jahren im harmonischen Dreiklang die Gläubigen zum Gottesdienst gerufen. Mit voluminösem Klang wurde die Mittagszeit eingeläutet. Doch diese Zeiten gehörten seit 2013 der Vergangenheit an. Etwas fehlt im Glockenklang, etwas ganz Entscheidendes: Es fehlt das "a".

Doch nicht die Glocke selbst war schadhaft. Es war die Technik, die für Probleme sorgte.
So wurde der Glockensachverständige Thomas Winkelbauer vom Diözesanbauamt Eichstätt hinzugezogen. Einen ganzen Tag verbrachte er im Glockenturm, dann war klar: Hier muss die Technik grundlegend erneuert werden; so gab es zum Teil für die vorhandene Technik keine Ersatzteile, zum anderen wäre jede Reperatur nur Stückwerk, sagte der Sachverständige. Die drei Glocken wurden 1954 im Kirchturm angebracht und eingeweiht. Aber eigentlich sind sie zu groß für den Turm, so das Fazit Winkelbauers. Die 700, 500 und 275 Kilogramm schweren Bronzeglocken sind als Dreiklang gestimmt. Noch hingen sie sicher im Turm, doch auch hier müsse nachgebessert werden. 6o ooo Euro werde das Vorhaben wohl kosten, etwa 40 Prozent zahlte die Diözese, den Rest müsse die Pfarrgemeinde aufbringen.

Das Diözesanbauamt übernahm Planung und Ausschreibung. Etwa zwölf Monate sollte es erfahrungsgemäß dauern, bis alle Arbeiten abgeschlossen sind. Erster Schritt war die Finanzierung. Hier konnte sich Pfarrer Casimir Dosseh auf die Pyrbaumer verlassen. Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat stimmten der Erneuerung der Technik zu. Und an Ideen, Geld dafür zu sammeln, mangelte es nicht.
Da erst das Pfarrheim saniert wurde, waren die Kassen zu dieser Zeit recht leer.
,,Als wir das erste Gutachten sahen und erfuhren, dass eine Reparatur nicht ausreichen wird, waren wir schon schockiert," sagte Hans Heinloth von der Kirchenverwaltung.
Einigkeit herrschte jedoch auch darüber, dass die Glocken unverzichtbarer Bestandteil der Kirche sind. Wo keine Glocken läuten, fehle etwas.
So wurde das erste Glockencafe geplant, bei dem die Einnahmen für Kaffee und Kuchen der Renovierung der Glocken zugute kamen. Hierzu kam auch Thomas Winkelbauer und im Vortrag die Faszination Glocke entfachen.  Diesem ersten Glockenkaffee folgten noch einige weitere. Auch ein Spendenkonto wurde inzwischen eingerichtet, sodass 2017 die Glockenrenovierung abgechlossen werden konnte.