Pfarrei Mater Dolorosa
Oberhembach Weg 2
90602 Pyrbaum
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Turinhart von Pirboum, dessen Tochter sich im Kloster Weihenstephan befindet, wird als Zeuge in den klösterlichen Schriften benannt. Da dies der älteste urkundliche Beleg für die Existenz Pyrbaums ist, wird Turinhardt als erster Herr und Besitzer von Pyrbaum und als Gründer des Ortes gesehen.
Die Schilderung lässt den Schluss zu, dass zumindest Turinhart und seine Familie Christen waren. Die gesicherte und belegbare Geschichte der katholischen Kirchengemeinde beginnt damit ebenfalls im Jahre 1130.
Über die Zeit davor sind nur Vermutungen möglich, wenngleich naheliegend ist, dass die Christianisierung der Region sehr viel früher begonnen hat. Folgende Daten erscheinen dabei beachtenswert:
Aus kirchlichen Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass sich im Jahre 1278 eine dem Hl. Willibald geweihte Kapelle in Pyrbaum befand. Wann diese erste Kirche oder Kapelle in Pyrbaum errichtet wurde, kann den Überlieferungen leider nicht exakt entnommen werden.
Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass es um die dem Hl. Willibald geweihte Kapelle in Pyrbaum zwischen der Pfarrei Allersberg und dem Ritter Albert Rindsmaul zu Grünsberg zu einem Streit über die Zuordnung des Besitzes gekommen war. Die Zwistigkeiten wurden behoben und die Kapelle wurde dem Ritter zuerkannt. In der Folgezeit wird die Willibaldskapelle vom jeweiligen Vikar von Pölling gemäß der Weisung von Bischof Reimbott von Mylenhart (1279-1297) „versehen“.
Aus dem „Geheimbuch der Herrschaft Pyrbaum“ ist zu entnehmen, dass der Ritter Albert Rindsmaul von Grünsberg 1292 sein von seinen Vorfahren ererbtes Patronatsrecht an der Willibaldskapelle mit Zustimmung des Domkapitels in Eichstätt der Äbtissin Adelhaid des Klosters Seligenporten geschenkt hat (die Gründung des Klosters Seligenporten war 1242 erfolgt).
Diese Formulierung lässt den Schluss zu, dass die Willibaldskapelle schon „Generationen“ vor 1278 bestanden haben muss.
Um 1400 beginnen die Wolfsteiner auf dem Gelände der Willibaldskapelle eine neue Kirche zu bauen.
Um diesen Neubau realisieren zu können, wurde es notwendig, den Friedhof, welcher sich bei der Willibaldskapelle befand, zu verlegen. Der neue Standort des Friedhofs war am Hembacher Weg, dort wo er sich auch heute noch befindet.
Die neue Kirche wird fertiggestellt und dem Hl. St. Georg geweiht.
Die Kirche St. Georg wird dem Sankt Johannes Baptist (Johannes der Täufer) geweiht.
Nach einem Umbau der Kirche unter der Herrschaft von Albrecht V. von Wolfstein wird die Kirche wieder dem Hl. St. Georg geweiht.
Adam von Wolfstein gehörte 1530 auf dem Reichstag in Augsburg zu den Unterzeichnern der Confessio Augustana und stellte sich damit hinter die Ansichten und Gedanken der Reformation. Auf dem Reichstag zu Speyer im Jahre 1540 entschieden sich die Wolfsteiner für die Lehren Luthers und dafür, die Reformation in ihrem Herrschaftsgebiet umzusetzen.
Am Friedhof beginnen die Bauarbeiten zum Bau der Gottesacker-Kapelle.
Die Wolfsteiner schließen in ihrem Herrschaftsgebiet die Reformation ab. Die Folgen waren für die katholische Pfarrgemeinde vernichtend: Alle die sich nicht zum lutherischen Glauben bekennen wollten, mussten Pyrbaum verlassen und der letzte katholische Pfarrer (Pfarrer Johann Riedinger aus Rothenburg o.T. – ernannt am 28. März 1561) musste dem ersten lutheranischen Pfarrer (Prediger Gregorius Pfefferkorn aus Leipzig) am 31. Oktober 1561 die Pfarrei übergeben.
Das Fazit war, dass es ab diesem Datum für fast 200 Jahre keine katholische Kirchengemeinde mehr in Pyrbaum gab und die Kirche St. Georg zur Kirche der lutheranischen Bevölkerung wurde.
Die Oberpfalz wird offiziell bayerisch und rekatholisiert. Auswirkungen hat dies aber für Pyrbaum speziell keine, sondern nur für das nicht den Wolfsteinern gehörende Umland, z.B. das Kloster Seligenporten als ehemalige oberpfälzische Hofmark.
Am 20. April 1740 verstarb Christian Albrecht von Wolfstein ohne einen männlichen Nachkommen zu hinterlassen (dieser war zuvor im Alter von 9 Jahren im Jahre 1725 verstorben). Auf Grund einer Lehensanwartschaft aus dem Jahre 1562 fiel das Reichslehen Pyrbaum dem Kurfürsten Max Joseph III. von Bayern zu.
Die vom Kurfürsten eingesetzten Beamten, welche das Kammergut zu verwalten hatten, hatten auch – wie es sich für die katholischen Bayern gehörte – dafür zu sorgen, dass die alten Rechte der katholischen Konfession wieder hergestellt wurden. Man nannte diese Arbeit Mission und muss diesen Begriff auch so verstehen. Denn nach rd. 180 Jahren war katholisches Gedankengut der Bevölkerung absolut fremd geworden. Auch hatten sich die familiären Bindungen der Bevölkerung grundlegend verändert. Die Kontakte in die katholische Oberpfalz waren weitestgehend abgebrochen und neue Verbindungen in die Gebiete der reformierten Freien Reichsstadt Nürnberg waren die Regel.
Die Missionsarbeit überließen die kurfürstlichen Beamten den Kapuzinermönchen aus dem Kapuzinerkloster Neumarkt. Am 14. April 1751, so ist festgehalten, wurde in einem von den Beamten bereitgestellten Raum des Schlosses die erste Heilige Messe von einem Pater Genesius aus Sulzbürg gehalten.
Aus den Aufschreibungen der damaligen Zeit ist ersichtlich, dass es sich bei dem Raum für die erste Messe um den Getreidekasten des Schlosses gehandelt hat, welchen die Beamten zur Kapelle herrichten ließen. Vermutlich handelte es sich bei dem als Getreidekasten bezeichneten Gebäude um die heute noch stehenden Scheunen auf dem Schlosshofareal.
In zweierlei Hinsicht ist dieses Jahr für die weitere Entwicklung der Kirchengemeinde von besonderer Bedeutung:
Statt der meist auf das Wochenende beschränkten seelsorgerischen Versorgung der Gemeinde mit Mönchen aus dem Kapuzinerkloster Neumarkt erhält die Gemeinde mit Pater Aniamus einen ständig am Ort lebenden Seelsorger und mit finanzieller Unterstützung durch den Kurfürsten wird durch den Pyrbaumer Maurermeister Hans Georg Kilcher eine katholische Pfarrkirche „verfertigt“. In den Unterlagen heißt es weiter: „Ehevor war es eine herrschaftliche Wagenremise die zur katholischen Kirche verwendet wurde“. Es folgen detaillierte Angaben zur Größe der Kirche und über die durchgeführten Umbauarbeiten, womit kein Zweifel besteht, dass es sich um die im Jahre 1880/81 abgebrochene Kirche gehandelt hat. Wann diese Wagenremise ursprünglich erstellt wurde ist nicht bekannt. Es kann jedoch vermutet werden, dass sie aus der Zeit des Schlossneubaus von 1493 stammte und somit rd. 260 Jahre alt war.
Die Kirche wurde am 14. Oktober 1753 der Mater Dolorosa geweiht. Zu diesem Zweck wurde nach dem Vorbild der Herzogspitalkirche in München eine Nachbildung der dortigen Mater-Dolorosa-Figur gefertigt und in der Kirche angebracht.
Mit Verfügung vom 13. Oktober 1756 ordnet Kurfürst Max Joseph an, in Pyrbaum eine katholische Schule einzurichten und eigene Schulmeister anzustellen. Zuvor gab es den Unterlagen zufolge einen „Schulverweser“. Erster Schulmeister, so die Verfügung, war der Schleißheimer Schulmeister Wenzl Schönfelder. Zugleich wurde in der Verfügung dem Schulmeister das Amt des Mesners auferlegt.
Weiter ist festgehalten, dass dem Schulmeister das Richterhaus zugewiesen wurde, in welchem auch der Unterricht stattfand.
Mit dem Ankauf des „Hopfengärtl“ erfolgte die Errichtung eines eigenen katholischen Friedhofs.
Nach der Wiederzulassung der katholischen Konfession wuchs die Kirchengemeinde beständig. Es musste neuer Wohnraum für die Seelsorger geschaffen werden. So entstand im Jahre 1760 im Oberhembacher Weg 2 ein kleines Kloster für 3 Patres und einen Frater als Missionsstation, das heutige Pfarrhaus. Der Bau des Hospizes wurde durch die Bayerische Kapuzinerprovinz unterstützt und konnte bereits nach fünfmonatiger Bauzeit fertig gestellt und bezogen werden.
Die Mater-Dolorosa-Nachbildung hatte sich durch Zutun der Kapuziner zu einem weit über den Raum Pyrbaum hinaus bekannten Wallfahrtsziel entwickelt. So ist zum Beispiel festgehalten, dass 1783 am Portiunkula-Tag 8.000 bis 10.000 Pilger gekommen waren.
Das Ende des Hospizes kam mit der Säkularisation; das Kloster wurde aufgelöst. Bis dahin hatten in den rund 40 Jahren 21 Patres als Vorsteher sowie 34 Patres und 20 Fratres als Ordensmänner der Kapuziner ihren Dienst in der Pfarrei versehen.
Nachdem die letzten Patres das Kloster verlassen hatten, kam am
5. März 1803 der Priester Caspar Wirth nach Pyrbaum. Dieses Datum kann als Beginn des eigenständigen katholischen Pfarramtes in Pyrbaum verstanden werden. Das ehemalige Kloster wurde zum Pfarrhaus der Gemeinde.
Im Jahre 1853 kommt es in Pyrbaum zu einem verheerenden Brand, dem das gesamte Schloss zum Opfer fällt. Wie durch ein Wunder bleibt die Kirche, die direkt an das Schloss angrenzte von dem Brand verschont.
Auf dem Gelände des abgebrannten Schlosses wird für die katholischen Kinder eine neue Schule gebaut. In diesem Gebäude befindet sich heute die Wolfsteiner Apotheke.
Zugleich musste man aber auch die Kirche wegen Baufälligkeit abbrechen.
Die neue Kirche, auf den Grundmauern der alten Kirche errichtet, wird fertiggestellt und wiederum der Mater Dolorosa geweiht.
Am 7. Juni 1895 wird das Eigentum an der Kirche, dem Vorhof, der Kirchhofwiese mit Hopfengarten, dem Friedhof und Kirchhofweg an die Katholische Pfarrkirchenstiftung Pyrbaum übertragen.
Nach der Nachmittagsvesper des Pfingstmontags des Jahres 1899 brach in der Sakristei der Kirche ein Feuer aus. Dieses griff rasch um sich und zerstörte das gesamte Innere der Kirche und den Dachstuhl. Erhalten blieben nur die aus Sandstein errichteten Umfassungsmauern der Kirche.
Die Gottesdienste werden zunächst im Schulstadel, dann in der Sakristei und danach im bretterverschalten Chor abgehalten. Am 20. Januar 1901 konnte der Wiederaufbau der Kirche abgeschlossen werden.
Die beiden Pyrbaumer Bekenntnisschulen werden zu einer christlichen Gemeinschaftsschule vereinigt.
Die Kirchenverwaltung überträgt mit Wirkung ab 1. Januar 1975 die Verwaltung und die Baulast aus dem katholischen Friedhof, welcher der Kirchenstiftung gehört, an die Marktgemeinde Pyrbaum.
Am 22. November 1978 wird der Katholische Frauenbund gegründet. Die 30 anwesenden Gründungsmitglieder wählen Frau Thea Rudolf zu ihrer ersten Vorsitzenden; Stellvertreterin ist Frau Berta Heinloth. Das Amt der Kassiererin bekleidet Maria Schrödel; Schriftführerin wird Edeltraud Schuster. Der damalige Pfarrer Weber gehört der Vorstandschaft als geistlicher Beirat an. Ziel und Aufgabe des Zusammenschlusses ist, die Frau zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit und zu ständiger Weiterbildung anzuregen und sie dadurch bereitzumachen und zu befähigen für eine eigenverantwortliche und zeitgemäße Mitgestaltung in allen Bereichen der Gesellschaft, in Kirche und Staat, in Familie und Beruf.
Der katholische Krankenpflegeverein wird gegründet.
Der katholische Kirchenchor wird neu gegründet.
Das neue Pfarrheim (ehemaliges Knoll-Haus) wird seiner Bestimmung übergeben.
Am 23. Mai 1993 findet das erste ökumenische Pfarrfest in Pyrbaum statt.
Im April des Jahres 1995 entsteht der Gospelchor. Die erste Chorstunde wird von Frau Andrea Seidler am 12. April 1995 abgehalten.
Gründung des Pfarreiverbunds Postbauer-Heng, Pyrbaum und Seligenporten.